Tarif meets Wirklichkeit: Honorare und prekäre Einkommen in der ARD

„Wir schon!“ – so könnte man den klassischen Tabusatz „Über Geld spricht man nicht” kontern: Natürlich wollte Gewerkschafter Matthias von Fintel mit den rund 20 Interessierten des Panels auch und vor allem über Geld sprechen.

Doch zunächst ging es um Grundsätzliches, also Juristisches: Warum sind „Preisabsprechen“ zwischen Sendern und Freien – also Selbstständigen – eigentlich überhaupt kartellrechtlich erlaubt? Auf was gründen sich solche Tarifverträge juristisch? Welchen rechtlichen Status haben sie und für wen gelten sie?

Wer über Tarifverträge spricht, kommt ganz schnell auf das Thema Geld. Ein kurzer Vergleich der so unterschiedlichen Tarife bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zeigte, wie stark diese doch voneinander abweichen: Die einen zahlen hohe Honorare, schließen Freie aber mit „Prognosen“ und Auszeiten von dauerhaften Tätigkeiten aus. Andere zahlen mittelmäßig, begrenzen ihre Freien aber kaum im Unfang ihrer Tätigkeiten. Wenn wie in den Honorartarifverträgen beim WDR Spannen vereinbart sind, also Mindest- und Höchsthonorare, wird es schwierig: Es ist kaum zu sagen, welches Honorar für welche Leistung fällig ist, der Tarifvertrag lässt fast alles zu und macht selbst innerhalb des Senders einen Vergleich der verschiedenen Tätigkeiten kaum möglich.

Und auch bei den sozialen Ansprüchen aus Tarifverträgen fallen große Unterschiede auf: Dass zum Beispiel viele arbeitnehmerähnliche Freie bei Anstalten wie dem gastgebenden Radio Bremen im Krankheitsfall bereits ab dem ersten Tag einen Honorarausfall gezahlt bekommen, während andere Sender erst ab dem vierten Tag zahlen. Auch Regeln des Bestandsschutzes wie etwa der Garantie auf 80 Prozent der Verdienste im Vorjahr ist längst nicht bei allen Anstalten selbstverständlich. „Wovon träumen Sie nachts“, bekam einer der Teilnehmer einmal zu hören, als es um Tarifverhandlungen zum Bestandsschutz ging. Und doch wurde auch dort der Traum Wirklichkeit, dank hartnäckiger Tarifarbeit.

Die, so Verdi-Mann von Fintel, ist aber nicht ohne persönlichen Einsatz zu haben, denn Gewerkschaften wie Verdi oder der DJV sind nur durch ihre Mitglieder stark. Nur wenn Freie sich einig sind und gemeinsam auf Mindestbedingungen bestehen, kann etwas erreicht werden. Ein Gedanke, den einige der TeilnehmerInnen nur schwer mit ihrer Lebenswirklichkeit in Verbindung bringen können: Da heiße es schnell: „Machst du es nicht, macht es ein anderer“. Andere berichteten aber von Erfahrungen, in denen es dann doch gelang, scheinbar schwer Erreichbares zu erreichen. Die wichtigste Voraussetzung dazu: Ein bisschen Mut.

Bericht: Gerrit Busch